Afghanistan habe schon immer mit fremden Besatzern leben müssen, doch weder Alexander der Große, noch die Engländer, noch die Russen haben dieses Land beherrscht. Seit 1989 herrschen nun nach dem Rückzug der damaligen Sowjetunion die Taliban und führen das Land zurück in die Vergangenheit. Mit 11. Sept. 2001 änderte sich alles. Die schrecklichen Terrorakte des 11. September wurden durch die UN keine 24 Stunden später als Angriffskrieg gegen USA definiert. Zum ersten Mal wurde der Verteidigungsfall durch die Nato ausgerufen und alle NATO-Staaten standen vertragsgemäß in der Pflicht. Erst ein Strategie-Wechsel durch US-Präsident Obama änderte auch die Positionen der anderen NATO-Staaten. Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion und damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier und der SPD-Parteivorstand haben dies Anfang Januar aufgenommen und unter dem Titel „Was ist uns wichtig für Afghanistan?“ eine neue Positionsbeschreibung für die Afghanistan-Politik formuliert. Darin kommt deutlich zum Ausdruck, dass der Krieg mit militärischen Mitteln nicht zu gewinnen sei und eine Festigung des politischen Systems in Afghanistan an erste Stelle steht. Schon aus diesem Grund, sei es nicht verantwortlich, dem Land sofort den Rücken zu kehren. Die NATO und demnach auch die eingesetzten Bundeswehrsoldaten bieten zur Zeit Schutz, dass die Infrastruktur der Selbsthilfe, z.B. durch Ausbildung von Polizeikräften vor Ort, dem Bau von Schulen, Krankenhäusern, der Eindämmung des Drogenanbaus, der Wasserversorgung und der Akzeptanz der Bevölkerung in das Regierungshandel der Regierung Karsai, um nur einige wichtige Bereiche zu nennen, vorangetrieben werden kann. Ab 2011 kann dann die Sicherheitsverantwortung durch die Afghanen übernommen werden und mit dem Rückzug sukzessiv begonnen werden. Zu beachten sei in diesem Zusammenhang auch die Rolle Pakistans. Ein unüberlegter Rückzug aus dieser Region erinnert Gernot Erler an die verfehlte Politik in Somalia, die mit kriminellem staatlichen Chaos und unendliches Leid für die Bevölkerung endete. Alle Entscheidungsträger müssen ehrlich damit umgehen, ob nicht auch politische Fehler in der Afghanistan-Politik gemacht wurden, zum Beispiel in dem Glauben, die Demokratie unseres Maßstabes nach Afghanistan zu übertragen. Auch Fehler in der Kriegsführung müssen offen angesprochen werden, insbesondere wenn zivile Opfer zu beklagen sind.