„Das beste Rentensystem der Welt!“

Der SPD Ortsverein Denzlingen veranstaltete am Sonntagvormittag wieder seinen traditionellen Politischen Frühschoppen im Roccafe. Nach einer Begrüßung durch die Gemeinderäte Elfriede Behnke und Jürgen Kaufmann konnten die etwa 25 anwesenden Besucher Fragen an den ehemaligen rentenpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Anton Schaaf stellen und mit ihm über die die  Zukunft des deutschen Rentensystems diskutieren. 

Gleich zu Beginn machte Schaaf deutlich, dass er das deutsche umlagefinanzierte System für das beste Rentensystem der Welt halte. Das Publikum stellte teils kritische Fragen zur Gerechtigkeit und Finanzierbarkeit, auch im Hinblick auf demographischen Wandel. Die  Alterung der Bevölkerung und der Rückgang der Bevölkerung  im arbeitsfähigen Alter seien zwar eine Herausforderung für die gesetzliche Rentenversicherung, dies stelle jedoch nicht die Vorteile der Umlagefinanzierung in Frage, so Schaaf. So ist die Umlagefinanzierung im Gegensatz zur Kapitaldeckung krisensicherer, wie man an vielen Beispielen aus anderen Ländern zeigen könne.  Die Finanzkrise führte dort für viele Millionen Rentner zu einem ersatzlosen Wegfall ihrer kapitalgedeckten Altersvorsorge.

Hätte Deutschland in den letzten 20 Jahren eine vergleichbare Lohnentwicklung wie z.B. Großbritannien gehabt, so würde man heute,  trotz Geburtenschwäche und Bevölkerungsrückgang, eine ganz andere Diskussion führen, in der es mehr um die gerechte Verteilung der Renten und nicht um die Finanzierbarkeit ginge. Der aktuelle wirtschaftliche Aufschwung wurde in den letzten Jahren größtenteils durch Lohnzurückhaltung erkauft. Die negativen Folgen dieser Politik belasten das Rentensystem, könnten zukünftig  aber durch verstärkte  Zuwanderung und die endlich wieder steigenden Reallöhne  größtenteils kompensiert werden.

Außerdem wurde die Frage der Gleichstellung von Pensionären und Rentner gestellt. Schaaf vertritt die Meinung, dass beide Gruppen von Arbeitnehmern in dieselben Kassen einzahlen sollten, man könne dies jedoch nicht rückwirkend, sondern nur für neue Beamte beschließen.

Auf eine Frage des ehemaligen Denzlinger Europaabgeordneten Dietrich Elchlepp hin, befürwortete der Rentenexperte Schaaf eine obligatorische Betriebsrente  für Arbeitnehmer, wie sie in vielen europäischen Nachbarstaaten bereits existiert. Im Verlauf der gesamten zweistündigen Diskussions- und Fragerunde betonte Schaaf, wie wichtig es sei, dass zukünftig alle Einkommensbezieher, auch Bezieher von Kaitaleinkommen, wie z.B. Aktiendividenden, einen solidarischen Beitrag zur Finanzierung der Renten leisten. Diese Forderung fand breite Zustimmung beim anwesenden Denzlinger Publikum. (jpe)