Politischer Frühschoppen am 14.09.2014

Veröffentlicht am 18.09.2014 in Ortsverein

Lehren aus dem Ersten Weltkrieg
Vortrag des Historikers Wolfram Wette in Denzlingen

Denzlingen (roh).
Vor einhundert Jahren, am 28. Juli 1914, begann der Erste Weltkrieg, die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Waren die damaligen Akteure quasi schlafwandelnd in den Krieg hineingeschlittert oder wurde er bewusst herbeigeführt? Wie beurteilt die Geschichtswissenschaft heute die Ereignisse?

Diese Fragen waren Thema eines Vortrags des Historikers Wolfram Wette, den er auf Einladung des SPD-Kreisverbands Emmendingen in der Rocca hielt.

Im besiegten Deutschland, so Wette, seien ganz unterschiedliche und kontroverse Schlussfolgerungen aus dem Krieg gezogen worden. So gab es ein breite Bevöl-kerungskreise umfassendes pazifistisches Lager, das sich um die Parole „Nie wieder Krieg“ sammelte und den Ausgleich mit den ehemaligen Gegnern sowie eine Ächtung militärischer Gewalt anstrebte. Ihr Denken war durch die aufklärerische Tradition geprägt, die den Krieg als ein durch schlechte Politik verursachtes Übel ansah. Im Umkehrschluss könne eine gute Politik zukünftige Kriege verhindern.

Auf der anderen Seite gab es eine mindestens ebenso breite Strömung, die nicht akzeptieren konnte, dass Deutschland den Weltkrieg militärisch verloren habe. Schuld an der Niederlage sei der „Dolchstoß“ der kriegsmüden Heimat in den Rücken des im Felde unbesiegten Heeres gewesen. Militärische Aufrüstungspläne waren ihre politische Antwort. Dieses Lager sei durch eine „sozialdarwinistische Grundeinstellung“ geprägt gewesen, die den Krieg als notwendiges Mittel im Kampf um das Dasein angesehen habe. Doch wie wird heute, nachden verheerenden Gewalterfahrungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, über die Ursachen des Ersten Weltkriegs geschrieben und gedacht? Anfang der sechziger Jahre habe der Hamburger Historiker Fritz Fischer in seinem Buch „Griff nach der Weltmacht“ nachweisen können, dass Deutschland und Österreich die Hauptverantwortung an der Entfesselung des Kriegestrügen. Dies werde neuerdings von einigen Geschichtswissenschaftlern und Publizisten wie Sönke Neitzel und Herfried Münkler bestritten. Sie berufen sich auf den australischen Historiker Christopher Clarke. In der ungeheuer komplexen Ausgangslage von 1914 seien, so dessen These, die verantwortlich Handelnden aller beteiligten Staaten wie Schlafwandler in den nicht beabsichtigten Krieg hineingestolpert. Deshalb mache es auch keinen Sinn, die „Kriegsschuldfrage“ zu stellen. Hinter dieser „revisionistischen Umdeutung“ der deutschen Geschichte vermutet Wette eindeutig politische Motive. Den konservativen Meinungsmachern gehe es um die Rehabilitierung eines deutschen Nationalismus mit dem Konzept einer fast schon „neoimperialistisch“ zu nennenden Militarisierung der Außenpolitik. Trotz dieses „beängstigenden bellizistischen Diskurses in den Meinungseliten“ könnten 2014 und 1914 nicht gleichgesetzt werden. In der Gesellschaft habe es strukturelle Veränderungen zum Besseren gegeben. Beispielsweise sei der Angriffskriegheute internationalgeächtet. EU-Europa sei, zumindest im Innenverhältnis, befriedet, der Militarismus sei zurückgedrängt und die Zivilgesellschaft gestärkt worden. Die pazifistische Haltung der deutschen Bevölkerung böte „den Regierenden die einmalige Chance, sich international durch eine kompetente nichtmilitärische Bearbeitung von Konflikten hervorzutun und diese Politik als ihre Lehre aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts zu präsentieren“.

18. September 2014 • Ausgabe 38  • Von Haus zu Haus

 

 

Termine

30.04.2024, 07:30 Uhr
Brezeln für Europa
Denzlingen, Bahnhof

03.05.2024, 19:00 Uhr
SPD-Frühlingsempfang mit René Repasi, MdEP und Vivien Costanzo
Kornhalle, Marktplatz 6, 79346 Endingen

10.05.2024, 19:00 Uhr
SPD-Stammtisch
Roccafé, Hauptstraße 134, 79211 Denzlingen

24.05.2024, 17:00 Uhr
Wir rocken das Grundgesetz
Kohlerhof, Denzlingen

Werde SPD-Mitglied!

SPD-Kreisverband

Für uns im Bundestag

https://johann

Für uns im EU-Parlament

Europawahl 2024

AG Migration & Vielfalt

Yeah, die AG !

Die JUSOS im Kreis

 

Facebook

Login